12.07.2023
Nach 7 Jahren wurde auf der INNOspace Masters Highlight Conference am 12.7. in Berlin Bilanz bei der Innovationsförderung im „New Space“-Sektor gezogen: Über 1550 Teilnehmer und beinahe 700 Ideeneinreichungen aus 40 Ländern gingen hier seit 2015/2016 ein. Dieser von der Deutschen Raumfahrtagentur DLR und Industriepartnern veranstaltete Wettbewerb unterstützt die Innovationskraft und soll ambitionierte und zukunftsweisende Ideen fördern. Aktuelle Trends in der Raumfahrt wurden von Dr. Anna Christmann, der Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung, Dr. Walther Pelzer, dem Raumfahrtvorstand der DLR-Agentur, Geraldine Naja, der Direktorin für Kommerzialisierung und Industriepolitik der ESA, sowie den Industrievorständen Andreas Lindenthal von Airbus und Dr. Lutz Bertling von OHB diskutiert.
Unter den Finalisten im Bereich der Forschungsinstitute war auch das Zentrum für Telematik (ZfT) aus Würzburg, nachdem es bereits 2017 der Gewinner des 1. Preises im Airbus Challenge zu fortgeschrittenen Produktionsmethoden für die Kleinserienherstellung von Satelliten wurde. Sein Konzept eines Baukastensystems, um modular und flexibel größere Stückzahlen von Satelliten zu produzieren, überzeugte schon damals die Jury. In den darauffolgenden Jahren wurde es dann auch in die Praxis umgesetzt: die 4 NetSat-Satelliten für Formationsflug in 3D wurden nach diesem Ansatz effizient hergestellt und 2020 in den Orbit gebracht. Weitere Satelliten folgten und aktuell werden mittlerweile 24 weitere Satelliten in den nächsten 2 Jahren in Würzburg so realisiert.
Auf der Basis dieser Vorarbeiten und Erfolge wurde das ZfT im bundesweiten Wettbewerb um die „Forschungsfabrik Kleinsatelliten“ ausgewählt, diese aufzubauen. Multi-Satellitensysteme für Telekommunikation, Erdbeobachtung und Navigation sind der Bereich mit dem erwarteten stärksten Wachstum im Raumfahrtsektor, aber in Europa sind entsprechende Kapazitäten für die Kleinserienproduktion, um in kurzer Zeit entsprechend viele Satelliten bereit zu stellen, noch nicht vorhanden. Das 2017 im InnoSpaceMaster-Wettbewerb prämierte Konzept nutzt fortgeschrittene Ansätze der vernetzten Produktion im Industrie 4.0-Kontext. Die Übertragbarkeit aus der industriellen Fertigung auf spezielle Raumfahrtanforderungen ist deshalb gefragt. Hier wird insbesondere die enge Verknüpfung zwischen der Integration der Komponenten und den Testkonzepten zur Garantie einer hohen Zuverlässigkeit, auch unter den sehr widrigen Weltraumumgebungsbedingungen, im Vordergrund stehen. Unterschiedliche mögliche Produktionstechnologien werden in der 2022 gestarteten Forschungsfabrik weiterentwickelt und in Ihrer Leistungsfähigkeit verglichen. Während zunächst die Kleinst-Satelliten durch Ihre kurzen Produktzyklen für eine Erprobung im Vordergrund stehen, soll auch die Skalierbarkeit und Adaptionsfähigkeit für größere Kleinsatelliten aufgegriffen werden. Ein hochkarätig besetzter Beirat in dem auch die führenden Raumfahrtfirmen Airbus und OHB, aber auch Start-ups und mittelständische Firmen vertreten sind, behält die Technologie- Transfermöglichkeiten dieser Forschungsarbeiten im Auge. Es wird hier auch darauf geachtet, dass die Verschmutzung des Weltraums nicht weiter zunehmen darf und entsprechende Entsorgungskonzepte gleich beim Bau des Satelliten mit einfließen müssen.
In Verbundprojekten mit Hochschulen und der Industrie erfolgte hier intensiver Technologie-Transfer zur Stärkung des Raumfahrtstandortes Deutschland. Ein Resultat war auch die Ausgründung der S4 – Smart Small Satellites Systems GmbH von Mitarbeitern des ZfT, die mittlerweile einer der führenden Hersteller von Kleinst-Satelliten und Komponenten in Deutschland wurde. Die S4 GmbH setzte sich beispielsweise im europaweiten Wettbewerb für einen Telekommunikationssatelliten durch und bekam von der europäischen Raumfahrtagentur ESA als Hauptauftragnehmer die Verantwortung für die Realisierung von LoLaSat übertragen.